Ernährung neu gedacht
19.05.2022
New Nutrition - Ernährung neu gedacht
Innovative Technologien, sich änderndes Verbraucherverhalten, globaler Wandel und die Suche nach neuen Ernährungsformen haben umfassende Auswirkungen, auch auf die Lebensmittelbranche. Selten war so viel Bewegung in allen Segmenten der Food-Welt. Vor diesem Hintergrund hat die Koelnmesse die Anuga HORIZON ins Leben gerufen, die vom 3. bis 5. September 2024 ihr Debüt in der Rheinmetropole hat. Die Fachmesse stellt sich den Zukunftsfragen der Ernährung erstmals branchenübergreifend und stellt als Business- und Innovationsplattform eine optimale Möglichkeit dar, Produkte und Lösungen entlang von Zukunftsthemen und Trends zu präsentieren sowie sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu netzwerken – und zwar vom Key Player bis zum Start-up. Im Rahmen der Anuga 2021 fanden bereits erste Paneldiskussionen zu zukunftsweisenden Themen der Ernährung statt. Unter dem Stichwort „ New Nutrition “ diskutierten hier Expert:innen zu Food-Trends, die wir bis 2050 erleben, zu Supply-Chains von morgen und warum „D2C“ als die große Chance für kleinere Unternehmen gilt.
„Big things start small“
Besonders junge Unternehmen starten ihren Marktauftritt häufig als Direct to customer (D2C)-Konzept, auch weil dies als erster Schritt einfacher ist als im stationären Handel gelistet zu werden. Und so hat sich auch Blue Farm aus Berlin, seit Januar 2021 am Markt, gegründet von Philip von Have und Katia Pott, zunächst einmal per Onlineshop direkt an die Endverbraucher gewendet. Die Vision: Die führende Marke für vegane Milchprodukte zu werden. Die Mission: Produkte schaffen, die gut für die Menschen und für die Umwelt sind. Das derzeitige Sortiment von Blue Farm besteht schwerpunktmäßig aus einem Haferdrinkpulver, teils aromatisiert durch natürliche Zutaten, das mit Wasser in wenigen Sekunden zu Hafermilch angerührt werden kann. „Vor fünf Jahren hätte dieses Projekt noch niemand verstanden. Heutzutage aber ist Pflanzenmilch auch im Mainstream angekommen und als Alternative zu Kuhmilch bekannt“, sagt Philip von Have.
Anuga Horizon Session auf der Anuga 2021 zum Thema New Nutrition mit Fabio Ziemssen und Philip von Have
Eine Re-Order-Quote von 45 Prozent im August 2021, also nur etwas mehr als ein halbes Jahr nach Gründung, bestätigt den Ansatz, der beispielsweise auch ein Abo-Modell beinhaltet. „Spezielle Chancen liegen darin, dass wir nach Hause liefern und ein Beutel der Oat Base in den Briefkasten passt“, ist Philip von Have überzeugt. Als Unternehmenswerte schreibt sich Blue Farm nachhaltig, clean, transparent, empowering und authentisch auf die Fahne.
Chart von Blue Farm zur Anuga Horizon Session auf der Anuga 2021
Gerecht werden die Berliner diesen Ansprüchen u.a. durch den Verzicht auf unnötige Zutaten, offene und ehrliche Kommunikation in jede Richtung und last, but not least, dadurch, dass die Produkte dazu beitragen, Lebensmittelabfälle zu eliminieren, Verpackungsmüll zu reduzieren und den CO2-Ausstoß zu verringern. „Ein Beutel unseres Haferpulvers, der im übrigen klimaneutral produziert wird, entspricht bis zu acht Litern Milch, die somit als Verpackung und Abfall nicht anfallen“, so der CEO. Mittlerweile gibt es das Pulver auch in einigen Shops und Cafés. Und die Gründer sehen noch viel Potenzial im Markt, denn einer Schätzung zufolge sind 75 Prozent der Weltbevölkerung laktoseintolerant und „für den Markt mit pflanzenbasierten Milchprodukten ist von 2019 bis 2029 ein Wachstum um mehr als 45 Prozent prognostiziert“.
Alle Vertriebskanäle profitieren voneinander
Dieses große Wachstumspotenzial im Markt pflanzenbasierter Lebensmittel sieht auch José Amado-Blanco, Mitgründer von Yamo: „Die Umsätze in diesem Bereich haben 2020 um mehr als 27 Prozent zugenommen.“ Das Münchener Start-up launchte 2018 gesunde Snacks fürs Baby bis zum Schulkind. „Die Bedürfnisse der Verbraucher wandeln sich, Gesundheit und Nachhaltigkeit gewinnen an Raum. Was aber ist eigentlich mit Kindernahrung, fragten wir uns? Warum ist die teilweise länger haltbar als das Kind, das sie isst?“, beschreibt José Amado-Blanco den Ursprung der Geschäftsidee. Bei Breien, Riegeln, Quetschies & Co. kommen konsequenterweise nur Bio-Zutaten aus ökologischem Anbau zum Einsatz, die kalt gepresst und schonend zubereitet werden und einen optimalen Mix aus nahrhaft und lecker für Kinder jeden Alters bieten sollen. Es wird kein Zucker und kein Salz zugesetzt sowie auf die Verwendung von Kuhmilch und Konzentraten verzichtet. Gestartet ist Yamo ebenfalls als D2C-Konzept, „und das sind wir im Herzen auch immer noch“. Aber: Mittlerweile werden alle Vertriebskanäle genutzt, und das Unternehmen ist derzeit an rund 2.000 POS vertreten. José Amado-Blanco ist der Ansicht, dass Multichannel für alle Beteiligten Sinn macht: „Die Positionierung im stationären Handel erhöht den Bekanntheitsgrad und somit die Aufmerksamkeit der Verbraucher und wirkt sich positiv auf die Nachfrage – auch online – aus. D2C stärkt andererseits das Markenimage und erhöht die Nachfrage im Handel. Schließlich erhalten wir durch das Online-Geschäft Erkenntnisse, die auch für den stationären Retail wichtig sind.“ Dabei waren die Herausforderungen von On- und Offline-Welt verschiedene: Beim D2C-Business galt es erst einmal, Vertrauen bei den Eltern für den Online-Kauf von Babynahrung aufzubauen. Im stationären Retail fehlten die Kühlschränke, die es bis dahin für Baby- und Kindernahrung nicht gab.
Anuga Horizon Session auf der Anuga 2021: Chart von Yamo zu pflanzenbasierter Ernährung
Ernährung von morgen schon heute
Zeit ist eines der knappsten Güter im Leben der Menschen – heute und vermutlich auch morgen. Wenn Zeit rar ist, liegt der Griff zum Fast Food nahe. So weit, so schlecht, dachten sich Benjamin Kremer und Noël Bollmann, Gründer von YFood, München. Ihr Ziel: Bewusste Ernährung für alle Menschen einfacher machen. Ihre Überzeugung: Die Leute haben wenig Zeit, wollen sich aber gesund ernähren. 2017 brachten sie, zunächst in D2C-Manier, gesundes Fast Food auf den Markt. Das Angebot umfasst Drinks, Pulver und Riegel, die satt machen, Zeit sparen und schmecken. „Letzteres ist wichtig, wenn man den Massenmarkt durchdringen möchte, was von vornherein unser Ziel war“, erläutert Benjamin Kremer. Seit 2018 ist YFood auch im stationären Handel erhältlich. Im Juni 2020 begann man mit der Expansion ins Ausland. Heute finden sich die Produkte an über 20.000 POS in der DACH-Region, UK, F und NL, das Außendienstteam besteht aus 25 Mitarbeitenden. Mit der noch jungen Kategorie Smart Food besetzt das Unternehmen ein neues Feld von Ernährungskonzepten, und das sehr erfolgreich: Nach einer Verdreifachung des Umsatzes in 2020, konnte YFood 2021 den Umsatz mehr als verdoppeln und erreicht bereits eine Run-Rate von 100 Millionen Euro. Dabei halten sich D2C- und Retail-Geschäft derzeit umsatztechnisch die Waage. Benjamin Kremer ist überzeugt: „Basis für unseren Erfolg sind die Makrotrends Convenience, Gesundheit und Nachhaltigkeit im Food-Bereich.“
Chart von YFood zur Anuga Horizon Session auf der Anuga 2021
Durch die schnelle Zubereitung, die lange Haltbarkeit, die ausgewogene Zusammensetzung der Zutaten (alle NutriScore A), die Verringerung von Lebensmittelverschwendung, reduzierte CO2-Emissionen und vollkommen recycelbare Verpackungen wird man diesen Trends u.a. gerecht. Eine Vision für die Zukunft gibt es bei YFood natürlich auch bereits: „Personalisierte Ernährung, die den individuellen, unterschiedlichen Lifestyles und physischen Bedürfnissen der Kunden optimal entspricht, wird in einigen Jahren eine wichtige Rolle spielen“, prognostiziert der CEO. Denn eines ist längst nicht nur für ihn klar: „Innovation funktioniert nur mit dem Kunden im Zentrum.“
Man sieht: Die Food-Community ist im Aufbruch. Zwar sind die zukünftigen Herausforderungen groß, doch mindestens ebenso stark ist der Innovationsgeist, der die Branche umtreibt.
Sponsered by Anuga HORIZON