Food-Upcycling und zellbasierte Lebensmittel
Food-Upcycling: Kreativer Umgang mit Reststoffen
Beispiel für Food-Upcycling: Aprikosenkernbutter von Kern Tec. (Bild: @Koelnmesse)
Food-Upcycling entwickelt sich rapide vom Nischenthema zum Innovationsmotor der Branche. Der Gedanke dahinter: Lebensmittelreste aus Nebenströmen sind keine Abfälle. Sie sind unterschätzte Ressourcen zur Verwirklichung kreativer Lebensmittelideen.
Beispiele für Food-Upcycling:
- Bierhefe, die bei der Herstellung von Bier als Nebenprodukt anfällt, wird zu Proteinriegeln verarbeitet.
- Obst- und Gemüseschalen, die sonst weggeworfen würden, landen in Smoothies, werden zu Snacks verarbeitet oder kommen als Zusatzstoffe in neue Produkte.
- Kaffeesatz wird in nachhaltiger Schokolade oder Beautyprodukten eingesetzt.
Ein Paradebeispiel, wie dank Upcycling ein hochwertiges Lebensmittel entsteht, zeigte Kern Tec aus Österreich auf der Anuga 2025: Das Unternehmen gelangte mit seiner Aprikosenkernbutter unter die Top Ten der Anuga taste Innovation Show 2025 .
Alternative Proteine: Innovation im Labor
Ein anderer Ansatz als Food-Upcycling, der allerdings ein vergleichbares Ziel verfolgt, ist die Entwicklung zellbasierter Lebensmittel. Hierbei geht es darum, Fleisch, Fisch oder tierische Produkte mithilfe von Zellkulturen zu entwickeln. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Umweltfreundlich: Die Ziele sind ein deutlich geringerer Flächen- und Wasserverbrauch sowie geringere Treibhausgasemissionen im Vergleich zur klassischen Tierproduktion.
- Tierfreundlich: Es findet keine Schlachtung von Tieren statt und es gibt keine klassischen Tierwohlprobleme in der Haltung.
- Kontrollierte Qualität: In der Zellproduktion lassen sich der Nährstoffgehalt, die Sicherheit und Rückstände besser regulieren.
Einen Einblick in die Zukunft der Alternativproteine präsentierte Bluu Seafood auf der Anuga HORIZON Stage: Das Start-up entwickelt zellkultivierten Fisch und zellbasierten Kaviar als Hybrid aus Fischzellen und pflanzlichen Rohstoffen.
Zwei Ansätze, ein Ziel: Zukunftsfähige Ernährung
Obwohl Food-Upcycling und zellbasierte Lebensmittel auf den ersten Blick kaum vergleichbar wirken – das eine kreativ und bodenständig, das andere futuristisch und technologisch –, verfolgen beide dasselbe Ziel: eine nachhaltigere Ernährung.
Food-Upcycling setzt auf Low-Tech, kreative Verarbeitung und schnelle Skalierung. Durch die Nutzung von Nebenströmen wird Abfall reduziert und die Wertschöpfung wird gesteigert. Die Akzeptanz bei den Konsumierenden ist hoch, da die Produkte auf vertrauten Rohstoffen basieren.
Die Produktion zellbasierter Lebensmittel benötigt High-Tech-Prozesse und ist noch kostenintensiv, besitzt jedoch ein enormes Potenzial: Mit der Herstellung zellbasierter Lebensmittel lassen sich der Flächenverbrauch, CO₂-Emissionen und die Tierhaltung deutlich reduzieren.
In ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen sich beide Ansätze ideal: Food-Upcycling liefert sofortige Effekte, zellbasierte Lebensmittel sichern die Nachhaltigkeit von morgen.
Innovationspotenzial für die Food-Branche
Die Integration von Food-Upcycling eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, ungenutzte Nebenströme gezielt in wertvolle Rohstoffe zu verwandeln. Die Wiederverwertung von Lebensmitteln schafft Raum für neue, nachhaltige Produkte. Gleichzeitig wirkt sich der Upcycling-Ansatz positiv auf die Markenwahrnehmung aus, weil die Konsumierenden ressourcenschonende Konzepte zunehmend erwarten.
Durch die Entwicklung zellbasierter Lebensmittel wiederum entsteht ein neues Innovationsfeld: Unternehmen können früh in ein wachsendes Segment investieren, Partnerschaften mit Biotech-Start-ups eingehen oder eigene Forschungsprojekte starten. Marken, die heute mutige Schritte setzen, sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile in einem Markt, der sich rasant entwickelt.
Food-Upcycling trifft Hightech: Ernährung neu denken
Entscheidend für die Zukunft der Ernährung sind eine kluge Ressourcennutzung, wegweisende Technologie und Unternehmen, die bereit sind, alte Wege zu verlassen. Food-Upcycling liefert heute schon innovative Ernährungslösungen, die nachhaltiger sowie wirtschaftlich attraktiv sind und vom Markt gut angenommen werden. Zellbasierte Lebensmittel hingegen öffnen die Tür zu einer völlig neuen Produktionsweise, die unabhängig von Tierhaltung, Wetter und ökologischen Grenzen ist. Beide Ansätze machen die Lebensmittelindustrie resilienter, innovativer und deutlich nachhaltiger. Wer jetzt investiert, experimentiert und kooperiert, der gestaltet mit seinen Produkten die Ernährungssysteme der nächsten Generation mit.